about
Melina, jahrelang hast du als Stylistin und Requisiteurin für Fotoproduktionen, Film und Fernsehen gearbeitet. Was hat dich daran gereizt?
Mir hat es gefallen, Situationen zu gestalten. Dazu gehören der tägliche Umgang mit Möbeln, Stoffen, Farben, die Suche nach besonderen Stücken und das Zusammenstellen der passenden Requisiten für den passenden Moment.
Für Filmaufnahmen bist du in viele Privatwohnungen gekommen, die du komplett umgestaltet hast. Was war für den Stil ausschlaggebend?
Ich musste den Charakteren, die im Film vorkommen, eine Umgebung schaffen. Dafür habe ich die Drehbücher gelesen und die Dialoge studiert. Und mir dann überlegt, welche Einrichtung ihrer Persönlichkeit entspricht.
Mittlerweile hast du dein Arbeitsspektrum erweitert. Wer zählt heute zu deinen Kunden?
Privat- und Geschäftskunden fragen mich an. Singles, Paare und Familien ebenso wie Hotels, Praxen oder Kanzleien. Ich berate Menschen, die das Wohnzimmer mit dem Kinderzimmer tauschen wollen, weil der Nachwuchs mehr Platz braucht, Freiberufler, die ihr Homeoffice in den Wohnbereich integrieren möchten oder Geschäftsleute, die sich für die Einzelbüros einen Stil wünschen, der sich auch im Konferenzraum wiederfindet.
Wenn du einen Raum betrittst, auf was schaust du zuerst?
Ich lasse den Raum auf mich wirken und gehe noch gar nicht ins Detail. Es geht mir in erster Linie um die Stimmung.
Die Bedürfnisse deiner Kunden sind recht unterschiedlich. Die einen leben mit Kindern unter einem Dach, die anderen richten Geschäftsräume ein und die Dritten bauen sich ein Feriendomizil. Hast du Einrichtungstipps, die für alle gelten?
Was immer klappt, ist, sich zu überlegen, welche Dinge einem wirklich am Herzen liegen. Das kann gern Alltägliches sein. Große Wirkung zeigt auch, wenn man mal etwas wegräumt oder etwas umfunktioniert, das normalerweise einen ganz anderen Zweck erfüllt. Damit kann man schöne Brüche schaffen, die einem Raum Persönlichkeit verleihen.
Manchmal sind die Möglichkeiten begrenzt – an eine Mietwohnung kann ich anders rangehen als an eine Eigentumswohnung.
Platz ist in der kleinsten Hütte. Glanz auch.
Wenn man dich bucht, welches Budget sollte man mitbringen?
Nach dem Kennenlernen, wenn wir uns einig sind, erstelle ich ein Konzept. Je nach Raumgröße und Umfang fallen dann Kosten ab 300,– Euro an. Alles andere ergibt sich im Gespräch. Es ist natürlich schön, aus dem Vollen zu schöpfen, ich entwickele aber auch einen Plan, an dem man sich über längere Zeit orientieren kann. Es geht darum, Fehlkäufe und Enttäuschungen zu vermeiden und alte, liebgewonnene Dinge und Möbel zu integrieren. Man muss sich nicht gleich perfekt einrichten. Eine gewachsene Einrichtung wirkt oft authentischer als eine schnell konstruierte.
Wie ist das Prozedere?
Anrufen, Termin vereinbaren, kennenlernen, gemeinsames Besichtigen der Räumlichkeiten, entscheiden, ob es zu einer Beratung kommen soll.
Manchmal fällt es einem schwer, sich die Dinge in der Wirklichkeit vorzustellen. Und ob ein Sessel gemütlich ist oder nicht, muss man auch erst testen. Wie gehst du damit um?
Ich stelle Bildbeispiele zusammen, die in der Kombination den Eindruck der Einrichtung vermitteln. Hierfür schöpfe ich aus meinem Fundus an Adressen und Bezugsquellen, die nicht jeder kennt. Gut sind auch gemeinsame Rundgänge durch Möbelläden, weil man die Dinge 1:1 sieht.
Zuhause um deinen Tisch sitzt u.a. eine Bande Jungs, deine vier Söhne. Wie schaffst du die Balance zwischen Struktur und Chaos?
Ich versuche, beides zu verbinden. Struktur ist die Ordnung, die dem Raum Ruhe gibt. Chaos ist das Leben, das in der Struktur entsteht. Es macht das Ganze lebendig, schließlich will ich keinen kalten, durchgestylten Raum, sondern ein Zuhause.